Happy Place Podcast

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#24 Nummer 1 für sich zu sein ist (nicht) egoistisch - und notwendig!

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Es ist ein Thema, welches wirklich jeden einzelnen Menschen auf dieser Welt berührt. Und es darf nicht vernachlässigt werden, nur leider wird das in der Regel nicht wirklich so beigebracht, beziehungsweise - und das ist noch schlimmer - es wird eher negativ und schlecht angesehen.

Ich bin die aller erste Priorität in meinem Leben. Punkt. Das sehe ich so, und das sollte jeder für sich so sehen. Und sofort kommt der bittere Beigeschmack dazu: Aber das ist ganz schön egoistisch… Und dazu kann ich nur sagen: JAEIN.

Egoismus wird oft mit schlechter Bedeutung verknüpft. Auf Duden kann man zum Beispiel diese Bedeutung finden:

“Von Egoismus bestimmt; selbstsüchtig; eigennützig” und “nur auf sich oder den eigenen Vorteil bedacht”.

Aber ich will mal das Wort genauer anschauen. Vor allem, will ich die Bedeutung etwas ergänzend betrachten. Und vielleicht schaffe ich das eines Tages, das die Leute die bei Duden arbeiten, diesen Podcast sich anhören und sich dabei denken: ahja, Zeit für Veränderung.

Denn Egoismus muss nicht schlecht sein. Bzw. Im Kern ist es absolut nicht schlecht… Ich denke man könnte dieses Wort soziologisch und antropologisch richtig auseinander nehmen und man würde wahrscheinlich so ungefähr den Zeitpunkt oder auch die Ereignisse finden, welche dieses Wort mit der schlechten Verbindung versehen haben.

Was bedeutet also egoistisch, wenn man diese schlechten Definitionen erstmal zur Seite legt.

Egoistisch ist

Achtsam mit sich selbst An sich selbst denkend (und ohne dass man jemandem anders schadet!!!) Auf die eigenen Grenzen bedacht

Ich würde so weit gehen, und sagen, dass es auch bedeutet, dass man ganz realistisch die Lage betrachtet und darauf den Fokus wirft, was wirklich in unserer Hand liegt. Aber dazu komme ich etwas später.

Also wenn man jetzt den Duden aufschlagen würde, und es steht:

ego | is | tisch

Respektvoll und achtsam an sich selbst denkend

Wer würde dann dem widersprechen? Wenn ich jetzt dich fragen würde: Solltest du an dein Wohlbefinden, deine Gesundheit und deine Grenzen achten? Würdest du sicherlich JA sagen. Ich hab noch eine Frage: Denkst du, dass du dafür sorgen solltest, dich selbst etwas Gutes zu tun? Oder noch eine: Solltest du zusehen, dass es dir insgesamt gut geht? Ich glaube oder hoffe zumindest auch hier würdest du mit einem JA beantworten.

So, jetzt habe ich noch eine andere Frage, und diese katapultiert mich dann auch langsam dazu, was ich dann mehr auspacken möchte:

Denkst du, dass jemand anders sich mehr um dich sorgen soll oder kann, als um sich selbst? Hierzu würde ich dich um eine wirklich wirklich ehrliche Antwort bitten. Ich persönlich denke, diese Frage mit einem Nein zu beantworten.

Ich habe es auch anders gelernt. Ich habe gelernt, auf gar keinen Fall egoistisch zu sein, ich habe als Kind gelernt, dass man doch alle anderen erstmal umsorgen soll, das man sich nicht zu wichtig nimmt - und all die ähnlichen Glaubenssätze. Mir wurde es definitiv beigebracht: Egoisten sind schlechte Menschen. Und ich wollte ja auf gar keinen Fall ein schlechter Mensch sein! Somit habe ich viel zu lange mein Leben geführt, alle anderen erstmal zu pleasen… Ich weiss, noch an der Uni habe ich erstmal allen meinen Freuden geholfen, und dann nachts noch an meiner Hausarbeit gearbeitet. Ich habe allen anderen was Gutes getan, um dann abends kaputt zu Hause auf Krampf noch Energie für mich selbst zu sammeln. Ich war diejenige, die immer springt. Und teilweise mag ich auch diese Eigenschaft an mir, denn ich bin auf jeden Fall jemand, der hilft und sich um andere sorgt. Das ist auch richtig so. Das möchte ich auch nie verlernen oder verändern. Aber was ich nie wirklich verstanden hab, war dass ich immer IMMER selbst die höchste Priorität sein sollte.

Ich habe es viel zu oft auf meinen eigenen Kosten gemacht. Meine Anliegen sind liegen geblieben, ich hatte dann keine Kraft mehr, und ich wollte nie NEIN sagen. Ich habe immer meine Termine verschoben oder abgesagt, um anderen zu helfen. Ich dachte, so bin ich ein guter Mensch, eine gute Freundin, vor allem auch eben zuverlässig und hilfsbereit. Und dann irgendwann ging es einfach nicht mehr… Als ich krank geworden bin, konnte ich keinem helfen, denn ich nicht mal die Kraft hatte, mir selbst zu helfen. Und dann war es aber ganz klar, wer an erster Stelle versorgt werden musste, wenn ich mal ein bisschen Kraft gefunden habe. Nicht mein Partner, nicht meine Freunde, nicht meine Mitarbeiter und auch nicht meine Familienmitglieder. Ich musst erstmal nach mir schauen.

Ich war insgesamt 2,5 Jahre berufsunfähig. Und in dieser Zeit habe ich konstant an meiner Gesundheit und mir gearbeitet. Ich habe viel gelernt. Und eine der Lehren war, mich selbst als Nummer 1 zu sehen.

Egoistisch sein, indem man an sich selbst denkt, und sich um sich selbst kümmert ist weder schlecht, noch falsch. Es ist gesund, realistisch und sogar notwendig! Es ist der gesunde Egoismus, den man wirklich auch braucht.

Gesunder Egoismus ist nichts anderes als Selbstacht. Jeder ist Nummer 1 im eigenen Leben. Ich habe es entdeckt, als ich meine Kraft und Kapazitäten bereits aufgebraucht habe und nichts mehr übrig für mich hatte… Ich will das gern bei anderen verhindern.

Lass dich nicht verunsichern, lass dir das nicht einreden, dass du kein guter Mensch bist, wenn du an dich denkst. An sich selbst denken bedeutet nicht, dass du anderen Schaden zufügst und darum geht’s. Wir drehen also die Perspektive mehr auf dich selbst.

Was passiert eigentlich, wenn wir keine Energie mehr für uns selbst haben? Ganz easy: Wir können auch anderen keine Energie mehr schenken. Mir persönlich ist es immer wichtiger, ein ausgeglichener fähiger Mensch zu sein. Und das kann ich nur dann schaffen, wenn es mir gut geht. Sicherlich, tragen dazu auch andere Menschen bei, aber keiner kann sich so gut sorgen um mich, wie ich selbst, denn ich gebe auch den Ton an. Nur wenn ich meine Grenzen, Bedürfnisse und Wünsche anerkenne und respektiere, kann ich diese dann auch kommunizieren. Nur ich kann JA oder NEIN erteilen, nur ich kann über meine Zeit bestimmen. Ich habe alle Macht der Welt, mich gesund, zufrieden und glücklich zu halten.

Wenn ich zum Beispiel, nicht mehr um mich sorge und unzufrieden, unglücklich und unausgeglichen bin, dann fang ich auch öfter an zu klammern. Ich zerre an anderen, und das ist recht belastend. Ich habe gelernt, meine Beweggründe zu hinterfragen, ich habe gelernt, meine Grenzen zu setzen und vor allem auch, erstmal mich an der ersten Stelle zu sehen. Wenn es mir gut geht, geht’s auch meinem Umfeld damit besser, weil ich nicht nur keine Last bin, sondern auch Energie abgeben kann. Das geht aber nur, wenn mein Glas, mein mentales Glas voll ist, wenn mir also nichts im Inneren fehlt. Sollte mein Glas leer sein - und das stimme ich selbst ab - kann ich keinem was einschenken.

Ich persönlich weiss: Wenn ich die Nummer 1 in meinem Leben bin, dann bin ich kein schlechter Mensch, sondern ganz im Gegenteil: ich bin glücklicher und ruhiger, bin eine bessere Partnerin und Freundin, kann konsequenter meine Leistung auf Arbeit erbringen und bin ingesamt gesünder. An der Stelle muss ich aber sagen, dass ich in der letzten Zeit, also in den letzten 3-4 Monaten 2020 das vernachlässigt habe. Ich habe vor allem meine Arbeit als die 1. Priorität gesehen, meine Kunden, mein Auftreten, also alles andere als meine Bedürfnisse. Und dann passierte natürlich das, was immer darauf folgt: Ich konnte nicht mehr… Es ging einfach nicht so weiter. Und anstatt, dass ich jetzt bestimmte Bereiche langsamer angehen könnte, muss ich erstmal diese Bereiche aufs Eis legen. Zum Beispiel in meinem Nebenprojekt bin ich grad gar nicht aktiv, und ich muss jetzt vielen Freunden ganz oft absagen, weil ich grade keine Kapazitäten habe. Das war so ein Moment, wo ich daran erinnert wurde - du musst die Nummer 1 für dich sein. Und es ist auch OK so. Wenn jeder für sich Nummer 1 ist, dann würde man auch mit den Grenzen von anderen viel besser umgehen können, denn das wäre normal. Ich glaube für mich persönlich hängt dieses 24/7 erreichbar sein sehr stark damit zusammen, dass ich manchmal nachgebe und mich selbst erst viel zu spät versorge. Darauf muss ich jetzt wieder vermehrt achten.

Egoistisch zu sein bedeutet nicht, dass man anderen was wegnimmt, dass man andere dazu zwingt etwas für uns zu tun, und es ist auch keine Manipulation oder Spielchen. Egoismus ist eigentlich recht intim, privat und persönlich. Es findet in uns statt, also wortwörtlich betrifft das unser EGO. Und unser Ego bedienen wir am besten nicht, wenn wir nach Außen schauen, sondern wenn wir nach Innen blicken. Daher finde ich das auch so schade, dass Egoismus so einen schlechten Ruf hat. Dabei sollte jeder egoistisch sein, nur das sollte eben auf uns selbst gerückt sein, und nicht abhängig von Außen gemacht werden.

Was natürlich auch wirklich dabei verstanden werden sollte ist, dass jeder egoistisch sein soll und kann. Das heisst, wenn dein Kumpel dir nicht zusagt, weil er oder sie auch mal alleine für sich sein will, oder etwas anderes schon vor hat, dann sollte man auf gar keinen Fall sauer sein, oder sich selbst als nicht genug fühlen. Dabei hilft es zu verstehen, dass dieser andere Mensch sich grad um sich selbst kümmert und was ist denn schöner, wenn es unseren Mitmenschen im Kern gut geht? Es ist eigentlich essentiell, egoistisch zu sein. Aber das schließt es auf gar keinen Fall aus, dass du da für andere bist. Eigentlich gehört das sogar zusammen. Wir sind sowohl egoistisch als auch altruistisch. Nur wir können nicht da für andere sein, wenn wir nicht erstmal für uns da sind.

Jeder Mensch ist EGO, und das ist vollkommen in Ordnung. Ich hab mein Ego, du hast dein Ego. Und das gehört zu uns, sonst wären wir nicht das, was wir sind. Und unser Ego hat eine Berechtigung. Wenn wir uns nicht mehr davon beeinflussen lassen, wie das Wort egoistisch beschrieben und definiert wird, können wir uns davon lösen. Das ist ein Glaubenssatz, der uns im Wege steht, unser volles Potenzial zu erreichen. Ich habe es für mich neu definiert. Ich finde es so schön, wenn ich um mich kümmere, und dann anderen noch mehr geben kann. Aber das war nur der erste Schritt für mich. Dann musste ich noch verstehen, dass auch die Menschen in meinem Umfeld eigene Bedürfnisse haben und sich als Nummer 1 sehen sollen. Jetzt bin ich so froh, tolle Menschen um mich herum zu haben. Menschen, die das eigene Glück erschaffen, Menschen, die Grenzen setzen, offen kommunizieren und Dinge hinterfragen. Ich pflege mich selbst, meine Mitmenschen sorgen für sich selbst, und dann treffen wir uns und können für einander da sein. Ein Traum… In meiner Welt hat Egoismus nicht nur seine Berechtigung, sondern auch die höchste Priorität.


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Über diesen Podcast

Happy Place ist für alle, die gern mehr über Themen wie Glück, Alltag und mental health erfahren möchte. Milly - und oft ihre Gäste - teilen persönliche Erfahrungen, reden über Ups und Downs und bringen mehr Transparenz für Selbstfindung.

von und mit Milly Zett

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